Praktikable Algenzucht für die Landwirtschaft

4. März 2016

Praktikable Algenzucht für die Landwirtschaft

Mengebostel. Was vor zwei Jahren als ein innovatives Modellprojekt begann, hat sich mittlerweile als zukunftsweisend herausgestellt. Die Mikroalgenpoduktion, auf dem Gelände der Biogasanlage der Agrar-Energie Obernhausen GmbH & Co.KG (AEO), steht in den Startlöchern zu Phase II. Gemeinsam mit der Landtagsabgeordneten Gudrun Pieper besuchten die Mitglieder des Arbeitskreises Umwelt der CDU-Landtagsfraktion Martin Bäumer, Ernst-Ingolf Angermann und Axel Miesner den Produktionsstättenleiter Henning Wrigge, um die Algenzuchtanlage selbst in Augenschein zu nehmen.

v.lks.: Bernd Lipinski, Henning Wrigge, Axel Miesner, Michael Krohn, Ernst-Ingolf Angermann, Gudrun Pieper und Martin Bäumer

v.lks.: Bernd Lipinski, Henning Wrigge, Axel Miesner, Michael Krohn, Ernst-Ingolf Angermann, Gudrun Pieper und Martin Bäumer

Die im Aufwuchs befindliche Biomasse, die sich als grüne Flüssigkeit durch lichtdurchlässige, 250m lange Kunststoffröhren schlängelt, ist der begehrte Rohstoff der Algentechnologie. Michael Krohn, als Geschäftsführer des Industrie- und Wirtschaftsvereins für den Heidekreis Mitinitiator des Projektes, erklärte den Besuchern das Prinzip der Algenproduktion: „Das im Biogas-BHKW entstehende CO2 wird in den Photobioreaktor eingeleitet, um darin Grünalgen zu kultivieren. Ergänzt wird das ganze um ein je nach Jahreszeit zuschaltbares Wärmeplatten- und Kühlkonzept. So kommt es in kürzester Zeit zum Wachstum der Algen.“ Bereits nach 7-10 Tagen könne man so die Algen ernten. Die 600L Algenflüssigkeit werden dazu abzentrifugiert. Übrig bleibt Algenkonzentrat, das momentan für Analysezwecke verwendet wird.

„Unser Ziel in der ersten Phase (2014-2015) war es zu beweisen, dass die Algentechnologie auch unter unseren klimatischen Bedingungen von der Landwirtschaft effektiv einsetzt werden kann“, ergänzt Projektpartner Bernd Lipinski. Nun müsse man am Markt die Aufmerksamkeit auf die Möglichkeiten zur regionalen Algenproduktion lenken, um in Zukunft in die großtechnische Produktion gehen zu können. Denn Einsatzmöglichkeiten für die Algen gebe es genug, erläutert Henning Wrigge den Abgeordneten. Sowohl als Zusatz für Viehfutter, als auch in der Kosmetik-, Pharma- und Nahrungsmittelindustrie oder als Prozess-Bestandteil für die Gärwasser-Reinigung. Das Potential dieses erfolgversprechenden regenerativen Rohstoffs sei ausgesprochen hoch.

Momentan läuft ein Vorversuch für Phase II (2016ff.) mit kryophilen (kälteliebenden) Algen. „Dies würde unsere schmale Ernteperiode erheblich verlängern“, fügt Wrigge hinzu.

Die Algenproduktion praktikabel für die Landwirtschaft zu machen, ist das Hauptziel der Projektpartner. Da Niedersachsen mit seinen 1400 Biogasgasanlagen in Deutschland führend ist, wäre es sinnvoll die Abfallprodukte umweltverträglich zu nutzen. Zudem würde für die Anzucht kein Ackerland benötigt. Damit stehe sie nicht in Konkurrenz zu der Nahrungsmittelproduktion.

Mit dem Aufbau einer zentralen Vermarktungsplattform sollen in Zukunft Produzent und Kunde den Weg zueinander finden. „Wir haben in Niedersachsen die Chance mit der landwirtschaftlichen Algenproduktion die Nase vorn zu haben. Wir dürfen nicht warten bis andere schneller sind“, bekräftigen die Projektpartner. Um die Mikroalgenzucht auch im Landtag zu thematisieren und voranzutreiben, machte Martin Bäumer den Vorschlag eine schriftliche Anfrage zu stellen, was von allen Beteiligten begrüßt wurde.